Baiereck – In der Gemeinde reißt die Beschwerdeflut von Einwohnern über die neuen
Windkraftanlagen, die 750 Meter vom Ort entfernt errichtet wurden, nicht ab.
Kurz vor Weihnachten 2024 gingen sie in Betrieb, und brummen seither, sobald sie laufen, bei
Tag und Nacht. Das Telefon des Ortsvorstehers steht nicht mehr still. Anwohner im Ort
klagen ihm täglich ihr Leid. Ein Ortsansässiger hat mit einem Messgerät den
Lärmpegel gemessen, und nennt Werte bis zu 49 Dezibel in der Nacht. Das übertrifft
den erlaubten Grenzwert von 40 Dezibel für Wohngebiete nachts bei weitem.
3 Dezibel mehr seien eine Verdoppelung des Lärms der Anlagen, sagt ein Ortsansässiger.
Weiter klagen Anwohner, dass das Geräusch von den Windkraftanlagen einer
laufenden Maschine ähnelte. Oder einem Flugzeug, das in der Luft stünde.
Man könne es trotz gut dämmender Fenster drinnen wie draußen hören, bei jedem Wetter.
Schlafen wäre nur noch mit Ohrenstöpsel möglich. Andere klagen über den Verlust von
Heimat, und erwägen schon, den Ort für immer zu verlassen. Auch der Schlagschatten
störe, wenn die Windräder vor der Sonne stehen.
Nun werde im Ort versucht, mit dem Betreiber eine Lösung zu finden.
Von Abschaltungen ist die Rede.
Südwestpresse /Neue Württembergische Zeitung: (Leserbrief)
Sargnägel für Baiereck:
Kurz vor Weihnachten sind 240 Meter hohe Windkraftanlagen im Naherholungsgebiet auf dem Schurwald
in Betrieb gegangen.
Seither machen die Bewohner Baierecks des Nachts kein Auge mehr zu. Die zwei
Windkraftanlagen, die lediglich 700 Meter von den Wohngebieten entfernt stehen, erzeugen einen unerträglichen Lärm.
Die Windräder wurden vom Landratsamt Göppingen, nach 7 Jahren massivem Gegenwind aus der Bevölkerung und den anliegenden Kommunen, über die Köpfe der Bürger hinweg, in einem Landschaftsschutzgebiet genehmigt. Und dies, obwohl die zu erwartenden Beeinträchtigungen bekannt waren, sich alle umliegenden Kommunen, große Naturschutzverbände, und ein Großteil der Lokalpolitiker gegen den Bau der Windkraftanlagen ausgesprochen hatten.
Der weitaus überwiegende Teil der Bewohner Baierecks berichtet von einer massiven
Beeinträchtigung des täglichen Lebens. Der Lärm der Windkraftanlagen dringt bis in die Innenräume der Häuser und Wohnungen. Geschlossene Fenster bzw. Rolläden schaffen keinerlei Abhilfe.
Die niederfrequenten Schallemissionen werden über den Boden auf das Mauerwerk der Gebäude übertragen. Gesundheitliche Beschwerden wie Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Nervosität und innere Unruhe häufen sich.
Und auch die Kinder leiden – eine Mutter berichtete, dass ihre Kinder plötzlich wieder das schützende, elterliche Bett aufsuchen, weil sie Angst haben und nicht mehr schlafen können.
Der massive Wertverlust der Immobilien kommt einer Enteignung gleich. Dies trifft besonders die älteren Menschen, deren Immobilie als Altersvorsorge gedacht war.
Die zwei Windkraftanlagen sind die weithin sichtbaren „Sargnägel“ der dörflichen Idylle Baierecks!
Sie stehen sinnbildlich für eine rücksichtslose und menschenfeindliche Umsetzung der grünen Energiewende.
Aufsichtsbehörden, die eigentlich für den Schutz der betroffenen Bürger verantwortlich wären, machen sich offensichtlich zum willfährigen Handlanger der Betreiberfirmen. Und all denen, die die Sorgen und das Leid der betroffenen Bürger leichtfertig herunterspielen, sei empfohlen: Kommen Sie nach Uhingen-Baiereck und
erleben Sie die grüne Energiewende hautnah.
Martin Fuss, Uhingen-Baiereck
Wir haben den Verfasser des Leserbriefs nach Erscheinen kontaktiert:
Herr Fuss wird an unserer Informationsveranstaltung am 19.02.2025, 19 Uhr, in der Stadthalle Sulz
am Neckar teilnehmen und in einem kurzen Beitrag über die Situation vor Ort informieren.
Es war ihm sehr wichtig zu betonen, dass erst die Änderung des Naturschutzgesetzes
durch die Ampel-Regierung Mitte 2022 die Genehmigung und damit der Bau der Windanlagen möglich wurde. Die Anlagen stehen in einem Landschaftsschutzgebiet, welches zudem von Naturschutzgebieten umgeben ist.
Bis zur Änderung des Naturschutzgesetzes gab es am jetzigen Anlagenstandort ein sogenanntes
Rotmilan-Dichtezentrum. Nach der Novelle des Naturschutzgesetzes mussten auf einmal 7 Rotmilan-Horste (vorher lediglich 3) nachgewiesen werden.
Auch interessant: ein Rotmilan-Horstbaum in unmittelbarer Nähe der geplanten Windanlagen war plötzlich gefällt.
